Anreise über Dover.

Unsere diesjährige große Motorradtour sollte uns nach England und Schottland führen. In der Vorbereitungsphase haben wir überlegt, die Strecke zwischen Amsterdam und Newcastle Upon Tyne mit der Fähre zurückzulegen. Nachdem wir uns aber dagegen entschieden hatten, hatten wir die gesamte Strecke auf unseren Mopeds zurückgelegt. Der erste Tag war daher recht unspektakulär. Um 7:00 Uhr haben wir uns an der Tankstelle am Flughafen getroffen und sind dann über die Autobahn an Karlsruhe, Kaiserslautern, Trier, Lüttich, Brüssel und Brügge vorbei nach Calais gefahren. Kurz vor 17:00 Uhr konnten wir dann für die 18:00 Uhr Fähre die Karten kaufen und hatten dann auch pünktlich abgelegt, um nach einer ca. 40-minütigen Fahrt vor den weißen Felsen von Dover anzulegen. Leider zeigten sich diese in Wolken und wir mussten dann direkt auf der Fähre die Regenklamotten anziehen. An diesem Abend sind wir dann nur noch einige Kilometer Richtung London gefahren, um dann ein Hotel für die Nacht zu finden.


London und die Langeweile

Am nächsten Morgen sah das Wetter nicht unbedingt besser aus, aber zumindest hat es erst mal nicht geregnet. Nach einem typisch englischen Frühstück ging es dann Richtung London. Nach dieser Fahrt kann ich nur jedem Anraten, nicht unbedingt in der Rushhour durch diese Metropole zu fahren und dann auch noch auf der falschen Seite (Linksverkehr). Ich bin ja schon in vielen Ländern gefahren und z.B. die Rollerfahrer in Italien sind ja echt hart drauf, aber die Motorradfahrer in London sind noch härter drauf. Nicht nur, dass Sie jede Lücke ausnutzen, nein, sie machen das auch mit einer Geschwindigkeit, die normalerweise nur auf Landstraßen ohne Verkehr gefahren wird. Nachdem wir London dann hinter uns gelassen hatten, ging es an die Ostküste und wir hatten uns dann abwechselnd über Landstraßen, Autobahnen und Schnellstraßen den Weg Richtung Edinburgh gebahnt. Da das Wetter an diesem Tag dann doch noch nett wurde, hatten wir uns für diese Nacht einen Zeltplatz ausgesucht, welcher wirklich toll in einem ruhigen Wald lag. Leider gab es dort kein Restaurant, sodass wir die 4 Kilometer in den nächsten Ort laufen mussten, aber noch so einem Tag auf dem Motorrad tut es auch mal gut ein bisschen zu „Wandern“. Nach einem guten Essen und einige Biere ging es dann zurück zum Zeltplatz.


Offiziell in Schottland

Der dritte Tag war Motorrad technisch keine Herausforderung. Wir sind über kleine Straßen und die vielen Single Track Roads Richtung Edinburgh gefahren, da wir für die nächste Nacht bereits ein Hostel in Edinburgh gebucht hatten. Nach einigen Kilometern haben wir dann bei Carter Bar die offizielle Grenze nach Schottland erreicht und überquert. Nun waren wir offiziell in Schottland angekommen.


Edinburgh

Da wir zu früh dran waren, haben wir mit den Motorrädern erst mal eine Stadtrundfahrt gemacht und konnten so schon mal die Wege erkunden, die wir am Nachmittag und Abend ablaufen wollten. Mittlerweile ging es mit dem auf der falschen Seite fahren schon recht gut sodass wir die Stadtrundfahrt ohne Stress genießen konnten. Nachdem wir dann endlich gegen 15:00 Uhr eingecheckt hatten, konnten wir unsere Klamotten in das 6-Bett-Zimmer verfrachten. Nach einer guten Dusche konnten wir dann unsere Stadtbesichtigung starten. Edinburgh ist eine tolle Stadt, die Innenstadt ist wirklich sehenswert und immer einen Besuch wert. Als wir um 17:00 Uhr in die Burg wollten, stellten wir fest, dass der Eintritt 15 Pfund beträgt und wir eigentlich nur noch eine Stunde Zeit hätten, da die Burg ab 18:00 Uhr geschlossen wird. Also haben wir diesen Besuch dann gelassen und uns mehr um die anderen Sehenswürdigkeiten gekümmert. Wir sind dann langsam Richtung Carlton Hill gegangen, um vor dort die Aussicht auf die Stadt und Umgebung zu genießen. Es hat sich gelohnt, die Stadt sieht wirklich toll aus und die Aussicht und der Rundblick vom Carlton Hill ist wirklich sehenswert. Nach einer ausgiebigen Fotosession ging es dann wieder in die Innenstadt, denn langsam machte sich der Hunger bemerkbar. Da es Samstagabend war, ist es wahrlich schwer, einen Platz in einem Restaurant zu bekommen, da man überall nur nach einer Wartezeit von locker einer Stunde oder mit Vorbestellung einen Platz bekommt. Aber glücklicherweise gab es dann noch Pizza Hut, dort konnten wir uns direkt hinsetzen und gut und preiswert essen.


Forth Road Bridge

Am Sonntag haben wir dann wieder sehr früh die Koffer gepackt und sind auf leeren Straßen durch die Stadt gemütlich Richtung Norden gefahren, wenn man die Forth Road Bridge überquert, sieht man rechts die alte Eisenbahnbrücke. Sie ist ein wirklich imposanter Anblick. Um einige gute Fotos machen zu können, sind wir nach der Brücke dann in den kleinen Ort Ferrybridge abgebogen, da man von dort eine wirklich tolle Aussicht auf die beiden Brücken hat.


Glamis Castle.

Weiter ging es dann an Perth und Dundee vorbei zum Glamis Castle. Wer dieses Schloss nur von außen ansehen möchte und ein paar Fotos machen will, der sollte einfach auf der wirklich prachtvollen Zufahrt stehen bleiben und die Bilder machen, ansonsten wollen die als Parkgebühr für Motorräder immerhin noch 7 Pfund ohne Eintrittsgeld für die Burg, haben. Dieses Castle gehört zu den bekanntesten Spukschlössern Englands. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte die Webseite Geister und Gespenster besuchen, dort stehen interessante Dinge über Glamis Castle. Nach einem kleinen Rundgang ging es wieder auf die Straße Richtung Stonehaven, da wir dort als nächstes Dunnottar Castle besuchen wollten.


Dunnotar Castle

Dunnotar Castle ist nur eine Ruine, aber es liegt super auf einem vorgelagerten Felsen und von dort bekommt man den ersten Eindruck der Steilküsten Schottlands. Vom Parkplatz aus geht man ca. 10 Minuten bis zur Kasse und dort zahlt man 6 Pfund und schon darf man das Castle betreten. Meiner Meinung nach lohnt sich dieser Besuch wirklich. Nach unserem Besuch in Dunnotar Castle hatten wir dann in Stonehaven die Küsten verlassen. Nun fingen die wirklich guten Straßen an! Von den 4-spurigen Schnellstraßen ging es jetzt auf kleinen Straßen und Single Track Roads, im Zickzack, durch den Caringorms National Park. Rechts und links dieser Straßen kann man zum ersten Mal die wirklich raue Landschaft der Highlands sehen. Am Nachmittag setzte der Regen wieder ein und diesmal schüttete es teilweise wie aus Eimern. Am frühen Abend haben wir dann in Grantown-on-Spy ein nettes Hotel gefunden, in welchem wir dann nach einem guten Essen und einer hervorragenden Beratung des Barkeepers noch so den einen oder anderen Whiskey der Umgebung probierten.


Loch Ness

Dieser Tag stand voll und ganz im Zeichen des Loch Ness. Alles was ich über diesen See gelesen und gesehen hatte, hat in mir eine Vorstellung erzeugt die im Nachhinein nicht erfüllt wurde. Was wirklich sehenswert ist sind die Schleusen an der Südspitze des Sees in Fort Augustus. Hier sind 5 hintereinander liegende Schleusen welche die kleinen Boote und Schiffe passieren müssen um in den Loch Lochy und somit auch in den Loch Linnhe zu kommen. Dieses war früher für die Fischer der sicherste Weg um nach Inverness zu kommen. Ansonsten war nur der sehr unsichere Weg um die Nordspitze Schottlands zu möglich.
Jedem der diese Route mal fahren will kann ich nur empfehlen das er die Straße am östlichen Ufer nimmt da diese von der Sicht reizvoller ist als die viel befahrene westliche Straße. Wer aber Burgen mag sollte die westliche Straße fahren um kurz vor Kilmore das Urquhard Castle zu besichtigen. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf den See. Aber auch an der Nordspitze, in Dores, hat man einen wirklich guten Blick auf den See und die seitlich liegenden Hügel. Am Dores Beach lebt übrigens der einzige Vollzeit Nessie Jäger

Highlands

Inverness haben wir trotz wirklich schönem Castle einfach nur durchfahren, um nun endgültig in die Highlands einzudringen. Kurz nach Tain verließen wir dann die normalen Straßen und sind über ein Single Track Road bis Tongue gefahren. Hier ist man endgültig in der Heimat von Connor McLeod angekommen. Hügelig, graugrün, rau und wunderschön. Die Augen können die Landschaft kaum fassen und bedingt durch die Straßenbreite und den möglichen Gegenverkehr kann man leider nicht so seinen Blick schweifen lassen, wie man gerne möchte. Nachdem wir in Tongue wieder auf die Küste trafen, haben wir auch hier die Schönheit der Landschaft erleben können. Sandstrände und blaues Wasser vor einer steil ins Meer fallenden Felswand. Ein unbeschreiblicher Anblick. In Durnes, einer der nördlichsten Dörfer Schottlands, hatten wir dann ein wirklich nettes gemütliches Hotel für die Nacht gefunden.


Cruisen durch Schottland

Am nächsten Tag ging es dann wieder in Richtung Süden. Kurz vor Riconich sind wir dann wieder nach Norden auf die B801 abgebogen. Diese Straße sollte man bis zum Ende fahren und am letzten Haus die Motorräder abstellen. Dann links am Haus vorbei den Hügel rauf steigen. Für diese kleine Mühe wird man bei schönem Wetter mit einer super Aussicht über die Küste belohnt. An diesem Tag war Küstenstraßen fahren angesagt. Wir sind die A838, dann die A894, A835, A832, A896 entlanggefahren, um dann bei Lochalsh auf die Isle of Skye zu kommen. Diese Straßen sollte man auch unbedingt fahren. Sie führen durch Landschaften und an Küstenbereiche, die man einfach gesehen haben muss. Eine der wichtigsten Straßen hätte ich fast vergessen. Der Pass „Bealach na Ba“ ist auf der Straße zwischen Applecross und Tornapress. Der zweithöchste Pass Schottlands, aber der mit den schönsten Kurven.

Eilean Donan Castle

Bevor wir nun auf die Isle of Skye fuhren, haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Loch Duich und somit zum Eilean Donan Castle, der wohl meistbesuchten und fotografierten Burg ganz Englands und Schottland. Hier wurden übrigens viele Aufnahmen für den Highlander gedreht. In der Burg darf man leider keine Fotos machen, aber sie ist vollständig eingerichtet und es macht Spaß durch die Räume zu streifen, um zu sehen, wie die Leute früher lebten.

Isle of Sky

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Isle of Skye. Wir sind erst durch Portree, die Inselhauptstadt, gefahren und blieben dann immer in der Küstennähe. Kurz nach Elishader hat man einen tollen Ausblick auf die Steilküste und auf den Wasserfall am Kilt Rock.

Resümee

So hatten wir in einer wundervollen Tour die gesamte Insel umrundet. Das Wetter war super und die Straßen haben unheimlich Grip und so konnten wir die Fahrt absolut genießen. Kleine Zwischenstopps zum Fotografieren und auch einfach mal ruhig da stehen und die Aussicht genießen gehörten an diesem Tag einfach dazu. In Dunvegan war dann erst mal wieder ein Hotel angesagt. Das Dunvegan Castle sollte man unbedingt besuchen, es ist das älteste dauernd bewohnte Castle Schottlands. Bei Lonmore sollte man auf die B884 abbiegen, um eine wirklich nette Tour entlang der Steilküste zu machen und an echt schöne Aussichtspunkte zu kommen. Nach einem wirklich guten Tag hatten wir die Insel umrundet und sind dann kurz nach Broadford Richtung Ardvasar abgebogen. Dort wollten wir mit der Fähre nach Mallaig übersetzen. Auf der Straße sind wir dann kurz vor Teangue recht nach Ort abgebogen, um dann in einem großen Bogen der Straße folgend wieder auf die B851 zurückzukehren. Alleine dieses Teilstück mit den Aussichtspunkten, der Straße und den Kurven ist ein kleines Highlight auf dieser Insel.

Richtung Süden

Nach einer guten Nacht im Zelt ging es dann weiter am Loch Eilt vorbei nach Fort William, wo wir dann endgültig die Fahrtrichtung Süden einschlugen, um auf einem schönen Zickzack-Kurs uns Richtung Glasgow weiterzubewegen. Da es an diesem Tag wieder stark regnete, hatten wir Glasgow links liegen lassen und sind auf vielen kleinen Nebenstraßen nach Liverpool gefahren, leider hörte der Regen auch dort nicht auf, so das eine Stadtbesichtigung nicht infrage kam und so sind wir weitergefahren bis es Zeit war wieder eine Unterkunft zu suchen. Nach diesem nassen Tag waren wir einfach nur froh, aus den Klamotten zu kommen, um diese wieder für den nächsten Tag zu trocknen.

Auf nach Stonehenge

Am Folgetag fiel uns ein, dass wir eigentlich noch genug Zeit hatten um einen kleinen Abstecher in den Südwesten Englands, nach Stonehenge, zu machen. An diesem Tag war das Wetter durchwachsen und in einem Regen, Wolken und Sonnenmix hatten wir uns dann auf den Weg gemacht. Stonehenge, was habe ich mir darunter vorgestellt, mächtig, mystisch und imposant waren bisher meine Adjektive. Nach diesem Besuch bleiben nur ein paar große Steine auf einer Weide und ein Eintrittsgeld von 15 Pfund. Nachdem wir in strömendem Regen die Steine einmal umrundet hatten, machen wir uns wieder auf den Weg zu den Motorrädern. Glücklicherweise kam da die Sonne raus und wir konnten uns erst mal trocken legen, bevor wir uns wieder auf den Weg nach Dover machten..

Ab nach Hause

In Dover angekommen bekamen wir die Fähre um 21:00 Uhr nach Dünkirchen und bedingt dadurch, dass England keine Sommerzeit hat, kamen wir erst um 23:00 Uhr in Dünkirchen an. Noch fix ein Hotel für die Nacht finden und somit war die Inselrundreise beendet. Der letzte Tag war wie der erste, langweilige Autobahnfahrt nach Deutschland. Wie ist unser Fazit? SUPER. Schottland ist ein wirklich tolles Land und die Menschen sind einfach nur nett und hilfsbereit und wenn sie nicht gerade mit Ihrem gälischen Dialekt anfangen, dann kann man sie sogar sehr gut verstehen. Schottland ist aber auch echt teuer, aber in einem Urlaub kann man darüber wegsehen, da dieses Land einen vollständig dafür entschädigt.